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20. März 2020© Fotolia 

Corona trifft Sozialunternehmen hart

Sozialunternehmen erfüllen einen gesellschaftlichen Auftrag
Zum Beispiel die Integration von Menschen mit Behinderung in das Arbeitsleben. Dies leistet die gpe gGmbH in Mainz für mehr als 300 
Menschen mit vorwiegend psychischer Erkrankung mit den unterschiedlichsten Angeboten. Diese reichen von der Arbeitsfähigkeitsdiagnose über Qualifizierungsmaßnahmen und Werkstattarbeitsplätze bis hin zu Integrationsbetrieben wie Lebensmittelmärkten, Cafés und dem Hotel INNdependence. Die erfolgreichen Integrationsbetriebe, die sich wie jedes andere Unternehmen im freien Markt behaupten müssen, tragen erheblich zur Finanzierung anderer Bereiche bei, etwa dem Beratungsangebot für junge 
Menschen, dem Café unplugged in der Mainzer Neustadt – eine Sicherheit, die jetzt wegbricht.

Integrationskonzept wird zum Verhängnis

„Wir legen besonderen Wert darauf, dass unsere Beschäftigten dezentral mitten in der Gesellschaft arbeiten und viele Sozialkontakte haben“, erläutert Geschäftsführer Jörg Greis das Konzept der gpe. 
„Das wird uns jetzt gerade zum Verhängnis.“ Viele Beschäftigte zählen aufgrund von Vorerkrankungen zur Corona-Risikogruppe und müssen besonders geschützt werden. Deshalb haben die beliebten 
Frühstücks- und Mittagsrestaurants, der Gast Hof Grün in der Mainzer Neustadt und die Stadtkantine im Stadthaus, bereits seit dem Wochenende geschlossen. Auch für die von der gpe betriebenen 
Kantinen in der Bundesnetzagentur (BNA) und der Kreisverwaltung in Ingelheim sieht es schlecht aus: die meisten Mitarbeitenden befinden sich im Homeoffice, alle anderen sind gehalten, Sozialkontakte zu vermeiden. Dies könnte auch das offene Mittagsangebot im Hotel INNdependence und dem BistroCafé-Restaurant Citadelle, das unter anderem von den Mitarbeitenden der Stadt Mainz auf der Zitadelle genutzt wird, zum Erliegen bringen. Das Restaurant Karl in Ingelheim dagegen leidet besonders unter den Absagen der Veranstaltungen des benachbarten Weiterbildungszentrums WBZ 
und des Kultur- und Kongresszentrums kING – das Karl bleibt bis auf Weiteres komplett geschlossen.

Psychosoziale Angebot werden vom Wegbruch der Einnahmen aus Hotel und Gastronomie mitgerissen

„In Hotellerie und Gastronomie geht es uns zunächst nicht anders als anderen: Absagen von Tagungen 
und Veranstaltungen, Stornierungen von Privatkunden, Kurzarbeit zum Teil für die gesamte Belegschaft“, weiß Greis, und dennoch: „Diese Einnahmenverluste treffen direkt und indirekt Menschen, die zu den schwächsten der Gesellschaft gehören.“ Dies gilt zum Beispiel für die Schul- und Kitaverpflegung, mit der sich die gpe in Mainz und Nieder-Olm einen Namen gemacht hat und die eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung ist. Seit der Schließung von Schulen und Kitas sind die 
Essensausgaben verwaist. Die Mitarbeitenden werden in der Zwischenzeit intern geschult und betreut, aber: „Der plötzliche Wegfall der Arbeitsstruktur belastet ja schon viele gesunde Menschen. Bei psychisch Erkrankten ist dies zum Teil dramatisch“, berichtet Bereichsleiter Gabriel Mades.

Beratung und Betreuung psychisch Erkrankter leidet

Im ATRIUM der gpe, in dem sich Pädagogen, Psychologinnen und Ergotherapeuten um die Stabilisierung und Weiterbildung von Menschen mit Beeinträchtigungen kümmern, müssen alle Gruppenangebote entfallen. Einzelcoaching findet per Telefon oder Skype statt. Offene Beratungs- und Freizeitangebote, etwa im Café unplugged oder in der Sozialen Stadtimkerei, sind ebenfalls gestrichen. 
„Dabei sind gerade diese niedrigschwelligen, nicht stigmatisierenden Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen enorm wichtig“, weiß Christopher Haas vom unplugged. „Hier brechen auch Möglichkeiten weg, den Alltag zu strukturieren.“ Auf jeden Fall werde aber die telefonische Einzelberatung aufrechterhalten.

Belastende Arbeitsbedingungen in den Lebensmittelmärkten – Sicherheitsdienst im Einsatz

In den beiden natürlich-Biomärkten in Mainz und Ingelheim sowie den CAP-Märkten in Weisenau und Jugenheim entwickelt sich nicht die mangelnde Nachfrage zum Problem, sondern das Gegenteil. „Wir erleben einen unglaublichen Ansturm“, berichtet Bereichsleiterin Edith Siesenop. Die Angestellten arbeiten bis zur Belastungsgrenze, die bei Menschen mit Einschränkung schneller als bei gesunden erreicht ist. Auch das Gedränge zwischen den Regalen mache einigen Beschäftigten zu schaffen. „Und leider müssen wir feststellen, dass manche Kunden sich sehr rücksichtslos verhalten“, sagt Siesenop. „Das sind wir gerade in unseren eher familiären Geschäften nicht gewohnt.“ Man bemühe sich jetzt um Sicherheitsdienste, die den Einlass regeln, um alle Mitarbeitenden und Kunden zu entlasten.

Kurzarbeit für hauptamtliche Mitarbeitende

Auch die rund 300 hauptamtlichen Mitarbeitenden der gpe müssen mit Einschränkungen leben. Dienstreisen und Fortbildungen sind gestrichen, und für 64 Personen ist derzeit Kurzarbeit beantragt. 
„Wir schränken den Betrieb so weit wie nötig ein, um Kündigungen zu vermeiden“, beschreibt Greiß die Notfall-Strategie der gpe. „Wenn alles hoffentlich bald vorbei ist, wollen wir sofort wieder arbeitsfähig sein. Wir werden gebraucht!“ 

 

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